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Fortschreitendes Insektensterben

Als wir 2014 die Imkerei als Hobby begannen, wurden wir erstmalig mit der Thematik des Insektensterbens konfrontiert. In den letzten 27 Jahren hat die Insektenmasse laut NABU über 75 Prozent abgenommen. Dieser Rückgang lässt sich nicht verleugnen. Jeder, der bereits vor dem Jahr 2000 Auto gefahren ist, kann sich an die Insekten-behafteten Windschutzscheiben und Kühlergrills erinnern. Heute jedoch ist die Windschutzscheibe auch im Hochsommer nahezu insektenfrei.

Meiner Meinung nach tragen folgende Einflüsse dazu wesentlich bei:

  • Vergiftung durch Einsatz von Neonicotioniden
    Insekten kommen unweigerlich mit diesem Gift in unserer Kulturlandschaft weitläufig in Berührung. So sondern beispielsweise Pflanzen, deren Saatgut mit Neonicotioniden gebeizt wurde, über die Blattoberfläche das Gift wieder aus.
    Sobald Insekten bei Ihrer morgentlichen Tränke den vergiftetet Morgentau aufnehmen, so ist ihr Todesurteil besiegelt. Besonders auffällig ist die Einführung der Neonicotioniden in den 90-iger Jahres des vergangenen Jahrhunderts und der anschließend unmittelbar folgende Rückgang von Insekten.
    Meiner Auffassung nach sind die Neonicotionide daher die Ursache Nummer 1 für das Insektensterben!

  • Reduktion der Lebensflächen durch intensive Landwirtschaft
    Wurden vor 30 Jahren Äcker nach 4 bis 5 Jahren Bewirtschaftung noch oft für 1 Jahr brachgelassen und dann mit einer stickstoffbindenden Art wie Klee oder Raps angebaut, so boten diese Flächen einen Rückzugsort für Insekten auch innerhalb der genutzen Kulturlandwirtschaft. Diese Brachflächen sind heute leider kaum mehr anzutreffen. Es gibt zwar Regelungen, welche Brachen prinzipiell einfordern, diese werden aber meist durch Ausnahmeregelungen umgangen.
    Anstatt ein Feld sich natürlich erholen zu lassen, tut der Kunstdünger sein übriges. Nahezu die gesamte landwirtschaftliche Fläche wird intensivst bewirtschaftet, begiftet (bio-Flächen ausgenommen) und langfristig übersäuert.
    Apropos Raps: In der Vergangenheit wurde der Raps überwiegend entweder als Dünger und Humusbildner direkt untergepflügt oder als Futterpflanze genutzt. Eine zusätzliche Belastung durch Herbizide oder Pestizide - wie sie für die Rapsölgewinnung von Nöten ist - fand meist nicht statt.

  • Verdrängung von blühenden Wildpflanzen durch Überdüngung
    Viele Wildpflanzen sind auf eine nährstoffarme Umgebung angewiesen. Heute stehen aber selbst nicht bewirtschaftete Randflächen unter dem Einfluss des Kunstdüngers. Entweder wird der Dünger über den Feldrand gestreut oder aber über Auswaschungen in die Randflächen geschwemmt. Dadurch werden auch auf diesen Flächen nach und nach alle blühenden Wildpflanzen verdrängt. Es wächst dort nur noch monotones Gras.
    Vor kurzem hatte ich in einem Vortrag des ehemaligen Naturschutzbeauftragten des Landkreises Erding Herrn Anton Euringer mehrere Beispiele dazu gesehen und war schockiert.

  • Glyphosat
    Neben der krebserregenden Wirkung beim Menschen, raubt das Totspritzen aller "Unkräuter" den Insekten eine weitere Nahrungsgrundlage.

Verschwinden die Insekten, so folgen die Vogel, dann das Wild und schließlich der Mensch. Es ist Handeln angesagt und das sofort.

Wir brauchen eine andere Art von Landwirtschaft!

Prinzipiell habe ich ein gewisses Grundverständnis für Landwirte, welche durch Niedrigstpreise geknechtet werden und deswegen gezwungen sind, immer effizienter zu produzieren. Andererseits gibt es die Diversität in unserer Natur nur einmalig.

Es kann nur durch ein Miteinander funktionieren!

Mit jedem Produkt, welches Sie von ökologisch nachhaltigen oder biologischen Anbau kaufen, tragen Sie einen Teil dazu bei, dass Insekten wieder einen Platz in der Natur finden können. Somit kann der Landwirt erforderliche Maßnahmen mit der Unterstützung des Konsumenten auch tatsächlich umsetzen.

In diesem Kontext finde ich folgende Initiativen bemerkenswert:

  • Die Molkerei-Genossenschaft Berchtesgadener Land hat 2017 beschlossen, den Einsatz von Glyphosat bei den Zulieferbetrieben zu verbieten.
  • Laut BUND haben bereits mehr als 200 Kommunen und Landkreise ein Verbot von Glyphosat auf kommunalen Flächen ausgesprochen.
    Beispiele: Landkreise München, Landsberg, Traunstein, Gross-Gerau sowie die Städte Traunreut, Großheubach, Herford, Saalfeld, Strahlsund, Rostock und Schwerin.
    Hallbergmoos steht hier leider noch aus!
  • Die Starköchin Sarah Wiener hat zusammen mit der Deutschen Umwelthilfe eine Initiative gegen Intensivstlandwirtschaft ins Leben gerufen.
    In diesem Kontext können Sie gerne auch die entsprechende Online-Petition bei Change.org unterstützen.

Zusammen mit derm Arbeitskreis Umwelt der Gemeinde Halllbergmoos versuche ich Wege zu finden, Landwirten in der Gemeinde eine nachhaltigere Landwirtschaft zu ermöglichen.

Was können Sie noch tun?

Heimischen Gärten
Nutzen Sie alternative Methoden Unkraut und Schädlinge in Schach zu halten. Sie müssen nicht immer gleich die Giftkeule schwingen. Beispielweise reicht bei Blattläusen oft schon der Einsatz von Seifenwasser oder zur Abwehr des Apfelwicklers oder anderen Obstmaden ein Netz aus (siehe Beschreibung des Bayerischen Obstzentrums).

Wohnanlagen, Einfahrten und Wege
Die bequemste Art, Unkraut im Hofbereich zu beseitigen, ist unbestritten der Einsatz von Glyphosat (Produkte wie Roundup und andere). Bei Anwendung eines leistungsfähigen Gasbrenners jedoch können Sie mit einem zusätzlichen Aufwand von ca. 1 Stunde jährlich auf Anwendung von Glyphosat gänzlich verzichten.

Überzeugen Sie Ihre Wohngemeinschaft, dass der marginale Mehraufwand eine gute Investition für den Erhalt der Umwelt ist.
Positive Nebenbemerkung: Die Gemeinde Hallbergmoos hat seit 2018 beseitigt Wildwuchs auf kommunalen Flächen durch eine Heißwasseranwendung.

Initiative "Hallbergmoos blüht"

Wir suchen zusätzliche Flächen

Seit 2014 suchen wir in der Gemeinde Hallbergmoos nach (temporär) ungenutzten Grundstücksflächen, um daraus Insektenparadiese zu schaffen. Die nachfolgenden Bilder geben Ihnen einen Eindruck, wie eine Fläche in der Siegfriedstraße über einen Zeitraum von 3 Jahren zum Blühen erweckt wurde.

Verfügen Sie über eine nicht genutzte Fläche und wollen mitmachen? Wir beraten Sie bei der Planung und unterstützen Sie auch gerne bei der Umsetzung. Je nach Blumenmischung fallen dabei Kosten von 20€ bis 80€ pro 1000m2 an. Besondere Projekte werden auch durch ein bestehendes Sponsoring unterstützt.
Kontaktieren Sie uns bei Interesse !

Neues Projekt in Eching

Ein Immobilienbesitzer aus Eching wurde auf mein Blühflächen-Engagement aufmerksam und wollte es unterstützen. Anfang Mai 2019 konnte ich im Ortszentrum von Eching so rund 400m2 Rasenfläche vor einem Mietobjekt in eine Blühfläche umwandeln. Auch wenn der Name meiner Initiative hier nicht genau passt, so wollte ich meine Unterstützung nicht auf die Gemeinde Hallbergmoos beschränken.

Im selben Zuge konnte der Besitzer einen befreundeten Landwirt überzeugen, 2ha seiner Fläche mit einer Blühmischung zu besähen.

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